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1310103063Die männliche A1 besteigt nach langjähriger Abstinenz nach einem 21:19 (9:13) über die TSG Altenhagen/Heepen wieder den Bielefelder Handballthron. In einem epischen Derby vor rund 300 Zuschauern gelang den Jürmkern dank einer unglaublichen Deckungsleistung in der zweiten Halbzeit ein großartiges Comeback, nachdem die sie quasi das ganze Spiel im Rückstand lagen.

Im großen Bielefelder Derby mussten beide Teams auf ihre abwesenden Cheftrainer verzichten: auf Jöllenbecker Seite vertraten die Co-Trainer Mirko Seliger und Jonas Zimmerling Coach Möppi Kastrup, während bei den Gästen Tobias Fröbel anstelle von Arne Schüttforth auf der Bank saß. Ebenso fehlten beiden Teams wichtige Schlüsselspieler: bei den 97ern waren Oscar Küthe und Till Bode nicht rechtzeitig fit geworden, die TSG musste auf ihren verletzten Spielmacher Etienne Ruhe verzichten.

Trotzalledem sollten die zahlreich erschienenen Zuschauer sechzig Minuten Lang das beste sehen, was der Bielefelder Jugendhandball zu bieten hat. Allen Akteuren war von Beginn an klar die Nervosität anzumerken, da sich aber insbesondere im Jöllenbecker Spiel zu viele einfache Fehler einschlichen, konnte die TSG auf 4:7 (11.) vorlegen. In der Folge entwickelte sich ein aggressiv geführtes Spiel mit einigen Zweimuntenstrafen auf beiden Seiten. Da die Überzahlsituationen aber weder von den 97ern noch von den Gästen aus Heepen effektiv genutzt werden konnten, blieb das kleine Polster der TSG bis zum Pausenpfiff bestehen (9:13).

In der Kabine hielt das Trainergespann Seliger/Zimmerling eine hoch emotional geprägte Halbzeitansprache. Vorne sollten die einfachen Fehler abgestellt werden, während der Deckungsverbund mit mehr Leidenschaft agieren sollte. Vorallem aber appelierte Coach Seliger an den bedingungslosen Willen, trotz der enormen Belastung bis zum Ende zu kämpfen: "Der Kopf muss die Beine besiegen!"

Die Ansprache schien etwas bewirkt zu haben, die Jürmker kamen mit viel Energie und zwei schnellen Toren aus der Pause (11:13, 32.). Für den Ausgleich sollte es jedoch noch nicht reichen, Altenhagen gewann eine Unterzahl mit 2:0 und zog zur allgemeinen Ernüchterung wieder auf vier Tore davon (12:16, 39.). Im Anschluss vermochten auch ein gehaltener Siebenmeter von Arne Möller und eine weitere Jöllenbecker Überzahl die finale Aufholjagd nicht einzuleiten (14:18, 45.). Dann aber wurde die Schlussoffensive eingeläutet: Dominic Wehmeyer zum 15:18, der immer stärker werdende Niklas Südhölter mit einer großen Parade, Nelis Heidemann per Siebenmeter zum 16:18. Die 97er waren wieder dran, plötzlich erwachte auch die Kulisse und peitschte die A1 frenetisch voran.

Noch war das Spiel jedoch nicht gedreht, im Folgeangriff erhöhte die TSG nach einer Zeitstrafe gegen den frisch eingewechselten B-Jugendlichen Paul Johst per Strafwurf auf 16:19 (48.). In Unterzahl spielten die Jürmker den Ball schließlich fünfzig Sekunden hin und her, ehe sich bei drohendem Zeitspiel Nico Wittler nach tollem Anspiel am Kreis gegen zwei Heeper durchsetzen konnte und das 17:19 erzielte. Nun eskalierte die Halle komplett, auch die Trainer Seliger/Zimmerling gingen als Emotional Leader auf der Bank steil. Nach einer endlos langen Minute epochaler Deckungsarbeit im 5 gg. 6 hatten die Jürmker sich den nächsten Ball erkämpft, wieder in Gleichzahl stellte Dominic Wehmeyer postwendend den Anschluss her (18:19, 51.).

Die Defensive steigerte sich, gestützt auf den in der Schlussphase überragenden Niklas Südhölter, bis ins Unermessliche. Es folgte der nächste Ballgewinn, anschließend fasste Paul Johst sich von Linksaußen ein Herz und donnerte den Ball zum Ausgleich in die Maschen. Wenige Sekunden später auf der anderen Seite jedoch der scheinbare Supergau: erneute Zeitstrafe gegen Nelis Heidemann, die Jürmker mussten nochmal zwei Minuten in Unterzahl überstehen (53.). Die TSG war inzwischen jedoch vollkommen verunsichert, ein verrückter Diagonalball nach Außen landete im Toraus, Ball für Jöllenbeck. Die Anhänger der 97er feuerten das Team im Folgeangriff lautstark an, und als Maxim Bockermann trotz Unterzahl über Rechtsaußen die Führung erzielte, flog in der Realschulsporthalle endgültig das Dach weg: 20:19, und alles rastet aus!

Die Jürmker waren wieder vollzählig und verwandelten die Abwehr nun endgültig in ein unüberwindbares Bollwerk. Für die TSG war vorne kein Land mehr in Sicht, da aber auch die A1 in den nächsten drei (!) Angriffen versagte, blieb es weiter unfassbar spannend (Zitat Seliger nach dem Spiel: "Ich wäre auf der Bank fast gestorben!"). Bei 70 verbleibenden Sekunden wehrte Südhölter, der inzwischen kaum noch laufen konnte, einen weiteren wütenden Heeper Angriffsversuch ab, bei 50 Sekunden legte Coach Seliger die grüne Karte auf den Tisch. Was dann folgte, war der wahrscheinlich routinierteste Angriff, den die A1 je gespielt hat: ein kleiner Übergang wurde angesagt, wie geplant wurde ein Freiwurf gemacht. Der Arm der Schiedsrichter ging nach oben und, erneut wie geplant, punktgenau auf dem sechsten Pass wurde Benny Gehring in Wurfposition gebracht, der mit 1000 prozentigen Willen den Ball über den Innenblock der TSG rein ins Jöllenbecker Derbyglück jagte.

Es war ein episches Bielefelder Derby, was auch aufgrund der sensationellen, völlig eskalierenden Kulisse mit Sicherheit noch lange in Erinnerung bleiben wird. Danke für eure Unterstützung! Die A1 hat den "Reset"-Knopf nun erfolgreich betätigt und den 0:6-Fehlstart eindrucksvoll vergessen gemacht. Nächste Woche soll es gerne so erfolgreich weitergehen: am Sonntag, den 8.10. geht es zur noch ungeschlagenen TG Hörste, Anwurf in der Sporthalle Masch ist um 16:00 Uhr.

Südhölter (TW), Möller (TW), Heidemann (6/4), Wehmeyer (5), Gehring (4), Bockermann, Steinböhmer (je 2), Johst, Wittler (je 1), Barrelmeyer, Höfelmeyer, Bojarra